Hinsichtlich unseres Online-Kurses „DigUm“ lag der Fokus des Messebesuchs neben dem Einholen aktueller Marktinformationen, auf der Netzwerkarbeit. Hierbei wurden insbesondere Fachgespräche mit den unterschiedlichen Bio-Anbauverbänden geführt. Ziel war es, bereits bestehende Kontakte auszubauen und neu zu knüpfen. In diesem Rahmen wurde das Projekt vorgestellt, sowie Anregungen zur Umsetzung eingeholt. In den Gesprächen wurde mit den Ansprechpartnern und Ansprechpartnerinnen erarbeitet, welche Inhalte in dem Kurs wesentliche Bestandteile entsprechend der Beratungserfahrung sein sollten. Außerdem wurde die Beratung befragt, inwiefern von Ihrer Seite Beiträge geleistet werden können bzw. die Kursteilnehmenden auf sie verwiesen werden dürfen.
Neben dem Besuch der Messestände gab es die Möglichkeit an zahlreichen interessanten Vorträgen teilzunehmen. So wurde hinsichtlich des Austauschs mit den Verbänden zweierlei Vorträge besucht. Tag 1 auf der Messe bescherte uns einen interessanten Einblick in den Themenschwerpunkt Veganismus durch den Vortrag „Vegan diets and organic farming“. Hier war besonders das Leitbild des Förderkreises Biozyklisch-Veganer Anbau inhaltlich für uns relevant. Am 2.Tag der Messe haben wir am 15. Marktgespräch mit dem Titel „30 % Bio im Handel bis 2030 – Anbauverbände gemeinsam mit Fachhandel und LEH“ teilgenommen. Hier berichtete die Führungsebene der drei großen Anbauverbände Naturland, Bioland und Demeter über das aktuelle Marktgeschehen.
Durch diese Teilnahme wurde klar, welchen aktuellen und zukünftigen Fragestellungen sich die Verbände politisch und gesellschaftlich stellen müssen. Einblicke in die Zukunft wurden durch die Vorgabe der Moderation vorangetrieben, bei welcher sich die Vortragenden in das Jahr 2030 hineinversetzen sollten. Die These war hierbei, dass die Ziele bis 2030 erreicht wurden und welche Umstände dazu geführt haben. Die dadurch postulierten Maßnahmen, im Zusammenhang mit der aktuellen Marktsituation, lieferten viel Diskussionsstoff. Hierbei wurde herausgearbeitet, welche Prioritäten gesetzt werden müssen, um weiterhin erfolgreich den Bio-Anbau in Deutschland zu stärken.
Ein zentraler Punkt ist, dass für den Ausbau einer positiven Bio-Entwicklung weiterhin der Fokus auf den Wissenstransfer über Bio bei den Konsumenten und Konsumentinnen gelegt werden muss. Die Rückmeldung war, dass die Konsumenten und Konsumentinnen vermehrt auf Regionalität achten und hier oft keine Unterscheidung zu Bio gemacht wird. Im Marktgespräch fiel in diesem Zusammenhang das Wort „Ent-Globalisierung“, womit gemeint war, dass Verbraucher und Verbraucherinnen mehr Wert auf die Nahversorgung und regionale Wertschöpfungskette in den eigenen Sozialräumen legen. Dies bedeutet, dass einerseits vermehrt kommuniziert werden muss, was Bio-Produkte ausmachen und was dahintersteckt, andererseits der Bio-Markt verstärkt auf Regionalität achten sollte. Ein weiterer Vorschlag war, dass der Facheinzelhandel (FEH) durch Angebote, wie schwarze Bretter oder kulturelle Angebote, als sozialer Treffpunkt dienen kann.
Zusätzlich sollte aufgezeigt werden, worin die Unterschiede von allgemeinen Bio-Produkten (EU-Bio, Eigenmarken des LEH) zu Bio-Plus Produkten (strenges Verbands-Bio) liegen. Hierzu zählt, welche Richtlinie die Verbände haben und welche Qualitätsanforderungen damit einhergehen. Hierdurch wird sich eine höhere Akzeptanz von unterschiedlichen Preisniveaus zwischen konventioneller, Bio- und Bio-Plus-Ware bei den Kunden und Kundinnen erhofft. Ein wichtiger Appell bestand darin, den LEH & Discounter als Chance wahrzunehmen, da diese mit ihrer Produkterweiterung an Bio-Produkten Türöffner sind, die das Wachstum des Bio-Marktes vorantreiben und nicht aus ideologischer Sicht abzulehnen.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Grundstimmung der Fachbesucher und Fachbesucherinnen, sowie der Aussteller und Ausstellerinnen positiv wahrgenommen werden konnte. Die Krisenjahre haben bisher zu keiner umfassenden Marktschädigung geführt. Dies zeigen auch die Zahlen des Naturkosteinzelhandels aus dem Branchenreport 2023 des BÖLW: „Trotz des Rückgangs um 12,3 % (Jahr 2022) liegt der Gesamtumsatz immer noch rund 2 % über jenem von 2019 (3,76 Mrd. EUR) und damit über dem Niveau vor der Coronapandemie.“